Brandau-Laibach-Stiftung

Förderung wissenschaftlicher Forschung zur Demenzerkrankung

aktuelle Projekte

KINO-MCI

Kölner Instrument zur nonverbalen Erfassung subjektiver Beeinträchtigungen in der Kognition und Alltagskompetenz

Im Jahre 2023/24 unterstützen wir dieses Projekt mit 30.000 EUR.

Das Projekt wird von Frau Dr. phil. Stefanie Jost, Herrn Prof. Dr. Josef Kessler und Frau Isabell Ballasch (M. Sc.) durchgeführt. 

 

Hintergrund:
Die neuropsychologische Untersuchung im Rahmen der Diagnostik neurokognitiver Störungen ist ein mehrstufiger Prozess, der neben der Durchführung kognitiver Leistungstests auch die Selbst- und Fremdbeurteilung kognitiver Leistungseinbußen durch die Patient:innen und ihre Angehörigen sowie die Erfassung der Funktionsfähigkeit im Alltag umfasst. Defizite in den Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) bilden derzeit das entscheidende, wenn auch nicht unumstrittene, diagnostische Kriterium zur Abgrenzung des Mild Cognitive Impairment (MCI) von einer manifesten Demenzerkrankung. Die Studienlage zeigt, dass subjektive kognitive Beeinträchtigungen und Schwierigkeiten in der Alltagsführung relevante Prädiktoren bei der Demenzentwicklung sind und daher frühzeitig erkannt werden sollten. Die Erfassung subjektiv wahrgenommener kognitiver Veränderungen sowie der Alltagskompetenzen erfolgt in der klinischen Routine im Anamnesegespräch unterstützt durch Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen. Hierfür wird ein ausreichendes Sprach- bzw. Lesesinnverständnis benötigt, welches bei den Patient:innen jedoch nicht immer gegeben ist. Insbesondere im Bereich von erworbenen Sprachstörungen, Lese-Rechtschreib-Schwächen, grundlegenden kognitiven Defiziten sowie im Rahmen geringer Deutschkenntnisse können somit erlebte Veränderungen nur begrenzt erfasst werden. Zudem sind häufig genutzte ADL-Instrumente teilweise stark veraltet, was dazu führt, dass beispielsweise der Umgang mit digitalen Medien nur mangelhaft bis gar nicht abgebildet ist. Grundsätzlich ist eine Aktualisierung der ADL-Skalen daher dringend erforderlich.

Wissenschaftliche Zielsetzung:
In dem vorliegenden Projekt soll ein weitgehend sprachfreier, grafisch konzipierter Screening-Fragebogen (Kölner Instrument zur nonverbalen Erfassung subjektiver Beeinträchtigungen in der Kognition und Alltagskompetenz; KINO-MCI) entwickelt werden, welcher auch bei verminderten sprachlichen und/oder kognitiven Fähigkeiten zuverlässig und zeitökonomisch subjektiv erlebte Veränderungen in der Kognition und den ADL Tätigkeiten erfasst (s. Abbildung 1). Es handelt es sich dabei um eine Selbsteinschätzung. Auf diese Weise soll die Differentialdiagnostik altersassoziierter kognitiver Veränderungen vs. MCI vs. leichte Demenz verbessert werden. Hierfür sollen 330 Personen ab 40 Jahren untersucht werden, davon 200 gesunde Kontrollpersonen und 130 Patient:innen mit subjektiven kognitiven Beeinträchtigungen, MCI und demenziellen Erkrankungen leicht bis moderater Ausprägung. Das Projekt soll nach Förderbeginn innerhalb von 18 Monaten realisiert werden.

Abbildung 1: Beispielitem des KINO-MCI zur Erfassung von Schwierigkeiten bei der Computerbedienung hinsichtlich Online Shopping.


Studienziel:
Das Ziel umfasst die Entwicklung und Validierung eines Screening-Fragebogens zur Erfassung subjektiv erlebter Veränderungen in der Kognition und den ADL Tätigkeiten (KINO-MCI) sowie die Veröffentlichung der Ergebnisse in renommierten, internationalen Fachzeitschriften.

 

Zwischenbericht der Studie – April 2024:

Seit November 2023 liegt ein positives Votum der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vor.
Bis jetzt konnten 261 kognitiv unbeeinträchtigte Kontrollpersonen und 19 neurologische Patient*innen mit subjektiven kognitiven Beeinträchtigungen erhoben werden. Die Erhebung der Daten bei den neurologischen Patient*innen ist noch nicht abgeschlossen und wird fortgesetzt.
Die Ergebnisse einer ersten Auswertung der Daten sind vielversprechend und zeigen eine hohe Zufriedenheit der Kontrollgruppe mit der Grafik (23,3 von 25 Punkten), dem Inhalt (9,4 von 10 Punkten), den Instruktionen (14,4 von 15 Punkten) und der Bearbeitungszeit (4,7 von 5 Punkten) des KINO-MCI.
Den gesamten Zwischenbericht finden Sie hier.
 

Präsentation in Berlin:

Auf dem DGN-Kongress in Berlin wurde das Projekt einmal am 7.11.24 um 18:30 im Rahmen der wissenschaftlichen Postersitzungen und zweimal am 8.11.24 im Kontext der Skill Labs "Kognitive und affektive Screenings in der Demenz-Diagnostik" mit großem Erfolg von Prof. Dr. Kessler und Frau Ballasch vorgestellt.

 

Foto: Isabell Ballasch

Instabilität des Wachzustands bei der Demenz mit Lewy-Körperchen (DLK)

 

Im Jahre 2023/24 unterstützen wir dieses Projekt mit einer Anschubfinanzierung von  10.000 EUR.

Das Projekt wird von Univ.-Prof. Dr. med. Thilo van Eimeren, Klinik für Nuklearmedizin, Uniklinik Köln in Kooperation mitUniv.-Prof. Dr. sc. nat. Daniel Aeschbach, Abteilung Schlaf und Humanfaktoren, Institut für Luft- und Raumfahrt durchgeführt.

 

Hierzu soll ein "Proof of Concept" erfolgen, um anschließend weitere Forschungsgelder bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft einzuwerben.
Die Anschubfinanzierung ist auf ca. 1 Jahr angelegt.

 

Hintergrund:
Die Demenz mit Lewy-Körperchen (DLK) ist eine sehr häufige neurodegenerative Erkrankung, die zu kognitiven, motorischen und psychiatrischen Symptomen führt. Trotz intensiver Forschung ist die Erkrankung noch relativ unverstanden und stellt Betroffene sowie Angehörige vor große Herausforderungen. Ein Hauptmerkmal der kognitiven Störung bei der DLK ist die starke schwankende geistige Leistungsfähigkeit (kognitive Fluktuationen).[1] Allerdings sind diese Fluktuationen nicht gut charakterisiert und deren Ursache unklar. Die kognitiven Leistungen können innerhalb von Minuten von nahezu normaler Leistung zu schweren Funktionsstörungen wechseln und erinnern somit an die Instabilität des Wachzustands nach Schlafentzug.
Eine Instabilität des Wachzustands tritt typischerweise auf, wenn schlafauslösende Mechanismen den Wachzustand stören, was zu Aufmerksamkeitsstörungen und damit verbundenen Einbrüchen der kognitiven Leistungen führt.[2] Die Instabilität des Wachzustands und die kognitive Dysfunktion bei der DLK weisen auch eine ähnliche EEG-Signatur (Verlangsamung und variablere Frequenz) und vergleichbare Veränderungen in den funktionellen Gehirnnetzwerken (Verlust der Segregation) auf.[3] Menschen mit DLK haben häufig einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus [3]. Neben einer Traumschlaf (REM-Schlaf)-Verhaltensstörung konnten auch Veränderungen der Mikroarchitektur des Tiefschlafs (Reduktion der Schlafspindeln) gezeigt werden. Diese Veränderungen könnten in einem direkten kausalen Zusammenhang mit den kognitiven Fluktuationen stehen.

Zielsetzung:
Übergeordnete Zielsetzung des Projekts ist, wichtige Indikatoren zu generieren, die für die genauere Charakterisierung von neurobiologischen Ursachen der kognitiven Fluktuationen von entscheidender Bedeutung sind. Dies ist im Sinne eines Pilotprojekts zu verstehen, welches die Einwerbung von Forschungsgeldern bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht.
In diesem Pilotprojekt sollen folgende Ziele erreicht werden:
1. Erstmalige direkte Zuordnung von charakteristischen EEG-Veränderungen, welche mit kognitiven Fluktuation bei DLK einhergehen
2. Charakterisierung von schlafarchitektonischen Veränderungen, die mit kognitiven Fluktuation bei DLK einhergehen
3. Erstellung eines häuslichen Bewegungsprofils, welches das Ausmaß der kognitive Fluktuationen widerspiegelt

 

Zwischenbericht der Studie – April 2024:
Im Rahmen des Pilotprojekts wurde eine Studie mit insgesamt 10 Patienten geplant, von denen bisher 6 erfolgreich rekrutiert und untersucht wurden.
Die vorläufige Analyse der verwertbaren Daten von den ersten Patienten zeigt eine klare Konstellation der Veränderung bei DLK Patienten gegenüber Kontrollpersonen.
Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend und stellen einen wichtigen Schritt dar, um die Untersuchung der Mechanismen der kognitiven Fluktuationen bei DLK zu ermöglichen.
Den gesamten Zwischenbericht finden Sie hier.